Tango Argentino

immaterielles Weltkulturerbe seit 2009

Der Tango Argentino ist "ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann". Das ist die bis heute meist zitierte Definition des Tango Argentino und stammt von Enrique Santos Discapolo, einer der ganz Grossen des Tango

Der Tango besteht aber nicht nur aus Melancholie. Vielmehr widerspiegelt er sämtliche Facetten des Lebens. Sarkastisch und witzig kann er sein, aber natürlich auch ernst und schmerzerfüllt.

Sein tatsächlicher Ursprung ist umstritten, es wird jedoch vermutet, dass er in dem verruchten Armenviertel "Barrio de la ranas" in Buenos Aires entstand. Ein feiner Tanz war er wirklich nie. Tango ist Heimweh, Liebeskummer und durchaus auch soziale Anklage.                                   

Der Tango wird im Gegensatz zu den anderen Tänzen ohne Heben und Senken getanzt, sondern auf einer tieferen, stabilen Ebene mit gleichmäßig stark gebeugten Knien. Der Argentinische Tango ist die ursprüngliche Form. Die Herren haben eine große Freiheit in Rhythmus- und Schrittinterpretation

Was ist eine Milonga?(Quelle: Wikipedia)

  • eine rioplatensische Musikrichtung, meist mit Gesang
  • eine Tanzgattung, Vorläuferin und Untergattung des Tango Argentino (Tango rioplatense)
  • eine Tango-Veranstaltung, auf welcher zu drei Rhythmen getanzt wird: Tango, Vals und Milonga (Musikrichtung)
  • der Ort dieser Tanzveranstaltung (Tango-Tanzlokal)
     
  • Traditioneller Ablauf:

Rund um die Tanzfläche sind Tische angeordnet. Zum Tanz eingeladen wird durch Aufnahme von Blickkontakt (Mirada) und das Kopfnicken (Cabeceo); in der Regel fordert der Mann die Frau auf. Am Ende einer Tanda bedankt und verabschiedet man sich, der Mann geleitet die Frau zu ihrem Platz zurück (sehr traditionell). Sich zu trennen, während eine Tanda noch nicht zu Ende gespielt wurde  oder gar vor dem Ende eines Stückes gilt als unhöflich und demütigend.

Milongas, auf denen es normal ist, dass auch Damen auffordern, werden spätestens seit dem 21. Jahrhundert von Damen bevorzugt, die sich nicht "stundenlang die Beine in den Bauch sitzen" wollen. Viele Frauen und Männer, die heute auf Milongas gehen, wollen nicht auf das Stückchen Emanzipation verzichten, für das sie sich seit der Studentenbewegung schon in jungen Jahren eingesetzt hatten, und trotzdem den Tango genießen.

 

Stilrichtungen des Tango Argentinos (Quelle: Wikipedia)

Tango de Salon

Der Tango de Salon (Salontango), der vorzugsweise auf den Milongas in besser gestellten Gegenden getanzt wird, verzichtet auf komplizierte Techniken, um den Tanzfluss der anderen Paare nicht zu stören. Ein eleganter Tango-Stil, der sich durch ruhige, gemessene und weich ausgeführte Bewegungen auszeichnet. Er enthält alle grundlegenden Tango-Schritte und -Figuren plus Sacadas, Giros und Boleos. Die Betonung liegt auf Präzision, Glätte und eleganten Linien. Die Umarmung ist nicht so eng wie in älteren Stilen und flexibler; sie öffnet sich ein wenig, um Raum für verschiedene Figuren zu schaffen, und schließt sich wieder für Unterstützung und Gleichgewicht. Häufig gelehrt wird eine Haltung, bei der auf der umarmenden Seite ein enger Kontakt besteht und an der gegenüber liegenden Seite ein gewisser Abstand bleibt (von oben betrachtet sind die Oberkörper so in einer V-förmigen Anordnung). Man tanzt diesen Stil z.B. zur Musik von Di Sarli.

Vals

Die Schritte des Vals werden aus dem Tango Argentino übernommen. Beim schnellen Tempo des Vals cruzado wird (anders als im Wiener Walzer) pro Takt normaler Weise nur ein Schritt gesetzt. Es können auch zwei oder drei Schritte gesetzt werden, die bei sicheren Tänzern auch gegenläufig zum Tanzpartner erfolgen können, um den Tanz rhythmisch und technisch raffinierter zu gestalten (die Schritte erfolgen dann auf den Taktschlägen 1 und 3 oder 1 und 2 je nach Musik oder dem Geschmack und Können der Tänzer). Im Gegensatz zum Tango Argentino werden beim Vals wenig stoppende Figuren und Schritte verwendet, und eher schwingend, in einem fortlaufenden Fluss getanzt.

Seine Bedeutung als Variante des Tango Argentino erhält der Vals durch die Beliebtheit bei den Milongas (Bezeichnung für die Tango-Argentino-Tanzabende). Neben den Tandas klassischer Tangos und den Milonga-Tandas (Musikrichtung) ist der Vals die dritte Tangospielart, die auf keinem Tangotanzabend fehlt.

Milonga

Schon im 19. Jahrhundert erfreut sich die Milonga als Volkstanz goßer Popularität. Tänzerisch gilt die Milonga als die schnelle Vorläuferin des Tangos; sie wird mit ausgewählten Tangobewegungen getanzt:

In der Milonga sind die Takte schneller, deshalb werden Ochos (Achten) und komplizierte Figuren seltener getanzt.

Heutzutage unterscheidet man zwei Hauptstilarten:

  • Milonga Lisa man tanzt auf dem Takt und nutzt dabei den Tanzraum voll aus; und
  • Milonga Traspi man tanzt auf engem Raum mit schnellen Trippelschritten (Schrittverdopplung)

Neotango

Bezeichnend für diesen Tanzstil ist das bewusste Öffnen der Tanzhaltung. Die im Salontango favorisierte enge und auf parallelen Verlauf ausgerichtete Oberkörperhaltung wird hier durch das Spielen mit dem Abstand und durch Wegdrehen verändert. Dadurch werden auch Positionen neben- oder hintereinander möglich. Außerdem werden aus dem Bühnentango Schrittelemente eingeführt, die mit zusätzliche Handführungen arbeiten - was im Salontango eher verpönt ist. Charakteristisch sind u.a. Elemente, die mit der Aufgabe der Achse eines bzw. beider Tanzpartner spielen (Colgadas, Volcadas). Man tanzt diesen Stil z.B. zur Musik von Gotan Project.

Bühnentango und Showtango

hierbei handelt es sich um einen Tango, der sich den Bühnenbegebenheiten anpasst, wie choreographischen Grundbewegungen (z.B. Diagonalen), Lichtdesign, Bühnenmaßen, Publikumsrichtung, Mise en scene, Dramaturgie, etc. Er ist eine dem Theater angepasste Form, was aber keinesfalls bedeutet, dass er akrobatische, zirzensische oder sonstige dem Tango fremde Elemente beinhalten muss oder soll. Jeder Tangostil kann auf der Bühne aufgeführt werden und muss sich technisch den Bühnenbedingungen anpassen. Genaugenommen soll jeder Tango, also auch der Bühnentango, vom Mann geführt und improvisiert werden. Obwohl eine Choreographie ganz oder teilweise vorliegt, sollte der Mann immer seine Rolle als Führender erfüllen und diese Choreographie in jedem Moment in Bewegung, Raum und Musik führen, insofern es sich um Tango handelt. Idealerweise schöpft der Bühnentango aus den ihm eigenen Elementen (Caminadas, Paso Basico, Ochos, Giros, Contragiros, Voleos, Llevadas de Pie, Sacadas, Cortes, Quebradas, Cruze, Ganchos - in all seinen Kombinationen). Jedes dem Tango fremde Element verfälscht den Tango - auch auf der Bühne. Eine Dramaturgie kann allerdings Theaterelemente zur Bühnenprojektion verlangen. Bühnentango und Showtango darf nicht verwechselt werden mit Tango de Fantasia, Tango Acroba¡tico oder Tango Moderno.

weitere nicht so bekannte Stilrichtungen

Tango Äquido

Ein recht junger Stil, in dem die recht enge Haltung des Salontango und die offenere Haltungsarbeit des Tango nuevo fließend ("Äquido", also flüssig) ineinander übergehen, um sowohl die Nähe des Tango de salon als auch die Dynamik des "Neuen Tango" tanzen zu können. Er eignet sich für die Tango-Musik-Stile, in denen Techniken des Tango nuevo angebracht erscheinen, die Tänzer außer den dramatischen Bewegungen des Tango Nuevo auch die Nähe des Anderen spüren wollen; z.B. zu dramatischer Musik wie von Pugliese. Von hier aus kommt man schnell zum Organic Tango.

 

Organic Tango

Die Vertreter des Organic Tango erkennen nur das, was aus dem Zentrum des Körpers kommend geführt bzw. gefolgt werden kann, als geeignet an. Damit befindet man sich mitten im Ãœbergangsfeld zwischen einem eigenen Stil und einer Lehrmeinung; ein Indiz dafür ist, dass man die Prinzipien des Organischen Tango verlustfrei auf die vorher genannten Stilen anwenden kann. - Der Organic Tango kann zu allen Tango-Musikstilen getanzt werden.

 

Tango Orillero

Der Tango Orillero ist ein wilder, explosiver Tanzstil aus den ärmlichen Vororten (orillas) von Buenos Aires und Montevideo. Er ist eng verwandt mit dem Milonguero-Stil und ein direkter Abkömmling der Canyengue. Man tanzt diesen Stil z.B. zur Musik von D'Arienzo.

 

Canyengue

Ein sehr alter Tango-Stil aus der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Beginn der 1940er Jahre. Der Musik dieser Ära war ein schnelles 2/4-Metrum eigen, so dass der Tanz eher rhythmisch betont war, ähnlich der modernen Milonga. Charakteristisch sind eine besonders enge Umarmung mit starkem Kontakt im Becken-Bereich sowie einige einzigartige Haltungs- und Fußarbeit-Elemente; so werden z.B. heftige Bewegungen des Arm- /Schultergürtels verwendet. Auf dieser Grundlage könnte sich der europäische Tango (vor dem Hintergrund der Körperhaltung in anderen europäischen Tänzen) entwickelt haben. Man kann diesen Stil besonders auf die Tangos der frühesten Ära (z.B. auf Musik von Firpo) tanzen - häufig auch auf Candombes.

 

Tango Fantasia

Der Tango Fantasia ist ein Hybrid-Tango, eine Mischung aus traditionellen Tangoschritten, Bühnentango, Ballet, Modern Dance, Gymnastik, Eistanz etc. Die Art von Tanz, die man meistens zu sehen bekommt, wenn man in eine der großen Tango-Shows geht. Die Bewegungen umfassen alle Grundbewegungen des Tango plus Ganchos, Sacadas, Boleos, Sentadas, Kicks, Sprüngen, Hebungen und alles andere, von dem der Choreograph und die Tänzer glauben, das es das Publikum erfreut. Er wurde auf den rioplatensischen Kabarett-Bühnen entwickelt. Für die Musikauswahl gilt das gleiche, was für die Technik-Auswahl gilt: Das, was Choreograf und Tänzer gefällt.